Kausalität, Fortschritt und Prognose
Die II. Internationale und Walter Benjamin
Zentrale These des Vortrags ist folgende: Unsere Vorstellung von Geschichte, vom Gewesenen, betrifft nicht nur die Vergangenheit. Als Vorstellung über die Art und Weise, wie historische Veränderung im Allgemeinen abläuft, prägt sie zugleich, wie wir Geschichte – über die Vergangenheit hinaus – denken: wie wir den historischen Prozesses begreifen. Implizit oder explizit hat dies Einfluss darauf, wie die jeweilige Gegenwart und Zukunft – als Teile des historischen Prozesses bzw. Momente historischer Veränderung – verstanden werden; d.h. nicht zuletzt auch wie und inwieweit sich Menschen einer jeweiligen Gegenwart als transformativ wirkende, handlungsfähige Akteur*innen – als historische Subjekte – begreifen und begreifen können, die den historischen Prozess (mit-)gestalten bzw. (mit-)hervorbringen. Kurz: Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen der (Nicht-)Aktion von Gruppen/Gesellschaften und dem Begriff, den diese Gruppen/Gesellschaften von der Geschichte haben.
Wir werden also geschichtsphilosophische Überlegungen anstellen, nachdenken über das Zusammenspiel erkenntnistheoretischer und politisch-praktischer Perspektiven. Im Mittelpunkt werden zwei divergierende (Extrem-)Beispiele stehen: Die linear-kausale, positivistische Geschichtsphilosophie der II. Internationalen und das konstellative, „offene“ Geschichtskonzept Walter Benjamins.
Andrea Messner
Andrea Messner studierte Philosophie in München, Rom, Berlin und St. Andrews. Ihre M.A.-Arbeit hat sie bei Rahel Jaeggi „Über den Begriff des Fortschritts bei Walter Benjamin“ geschrieben. Zur Zeit bereitet sie ein PhD-Projekt vor, arbeitet als Übersetzerin und im Kulturbereich, vorwiegend mit/zu/über Film.