13.05.2022: Einführung in die Störung – Friedrich Weißbach

Einführung in die Störung – Friedrich Weißbach

13.05.2022, 19:30 Uhr: 
Allgemein sind Störungen innerhalb des gesellschaftlichen Diskurses negativ konnotiert. Sie werden als Unterbrechung eines als funktionierend verstandenen Ablaufs, einer Ordnung oder Disposition verstanden. Störung ist in diesem Sinne wesentlich eine Dysfunktion. Während die Beschreibung einer Störung auf mechanischer Ebene durchaus angemessen erscheint, ist die Übertragung des Begriffs auf soziale, politische, kulturelle, ökonomische, ökologische und medizinische Ebenen alles andere als selbstverständlich. Denn um eine Störung in diesen Bereichen zu diagnostizieren, bedarf zunächst notwendig immer einer Definition des Funktionierens innerhalb dieser Felder. Diese gesetzte Norm erweist sich jedoch nicht als naturgegeben, sondern als Austragungspunkt hegemonialer Auseinandersetzungen. Die Frage nach dem Wesen der Störung führt an die Grenzen und Bruchstellen des als normal Geltenden. Die Betrachtung der Störung erlaubt es, die Kämpfe um das Normale sichtbar zu machen, zu reflektieren und kritisch zu hinterfragen. Insofern ist die Störung nicht nur als Dysfunktionalität, sondern zugleich auch immer als potenzieller Ausgangspunkt einer Veränderung zu begreifen. In seinem Einführungsvortrag nähert sich Friedrich Weißbach dem Konzept der Störung. Dabei lotet er die Grenzen des Normalen aus und geht dem emanzipatorischen Potenzial der Störung auf den Grund.

Zur Person

Friedrich Weißbach hat Philosophie und Musikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin studiert, wo er seit 2020 als Dozent am Institut für Sozialwissenschaften tätig ist. Er ist Gründer und Leiter des Instituts für Chaos. Zudem arbeitet er als freiberuflicher Journalist und schreibt regelmäßig für das Philosophie Magazin.