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CHAOS 2016

Das Institut für Chaos wurde 2016 von Miriam Amin, Friedrich Weißbach und Elisabeth Niekrenz gegründet, um Studierende und Absolvent*innen verschiedener Disziplinen zusammen zu bringen, die sich mit demselben Thema beschäftigten: Chaos. Rund um diesen Begriff fand eine interdisziplinäre Vortragsreihe statt, die Perspektiven aus Filmwissenschaft, Philosophie, Migrationssoziologie, Neurologie, Psychologie, Kulturwissenschaft, Soziologie und Politologie ins Gespräch miteinander brachte. Während Chaos häufig als Metapher für unhaltbare, zu überwindende Zustände dient, hat uns dabei interessiert, welche emanzipatorischen Potenziale im Tohuwabohu liegen. Im September 2018 erschienen Essays, die im Rahmen der Vortragsreihe entstanden sind, in dem Sammelband „Chaos. Zur Konstitution, Subversion und Transformation von Ordnung.“

CHAOS, THE SPRING OF TIME AND FUTURE NARRATIVES (Ausgefallen aufgrund von Corona)

Geht man dem Ursprung der Zeit auf den Grund, stößt man auf ein qualitatives Nichts, das in sich die Möglichkeit birgt, alles zu werden. In der griechischen Mythologie wurde dieses Nicht-Sein als Chaos beschrieben, was als ‚klaffende Leere‘ übersetzt werden kann. Die Zeit brachte Ordnung, Stringenz und Kontinuität in die Welt. Mit ihr entstand nicht nur die Idee einer Geschichte und eines Fortschritts, sondern auch die Vorstellung einer Zukunft. Sie ordnet unser Dasein und damit unser Verständnis von der Welt. Einen Blick auf das Chaos wagen: Das heißt, die Zeit für einen Moment ruhen und so die Möglichkeit einer anderen Ordnung und Zeit erscheinen zu lassen. In dem Workshop wollen wir uns sich mit dem Potenzial von Chaos auseinandersetzen. In einem Dreischritt werden wir der Ursprünglichkeit des Chaos (23.03.2020), der ordnenden Funktion der Zeit (24.03.2020) und der Bedeutung von Zukunftserzählungen für die Gegenwart (27.03.2020) auf den Grund gehen.

 

Die einzelnen Veranstaltungen:

Chaos and the Spring of Time: A Mythological Approach to the Beginning of Everything

23.03.2020 – 10 Uhr-13 Uhr

From Time to Time: A History of Times

24.03.2020 – 10 Uhr-13 Uhr

The Time of Future is Now: About the Function of Future Narratives

27.03.2020 – 15 Uhr-18 Uhr

Der Sanifaire Code – Ein mysteriöses Live-Theaterstück auf Zoom

„Kapitalismus. Pissen ist ein Grundrecht.“ Denkt sich Lola, zerknüllt den Sanifaire-Coupon auf der Raststätte Fürholzen-West und wirft ihn in das offene Verdeck eines Toyota-Cabriolets. Tage später ist dieser Coupon das meistgesuchte Objekt der Republik. Tom Hanks und Audrey Tatou haben zwar in einer Merci-Schachtel einen weiteren Hinweis auf den heiligen Gral entdeckt. Doch den wollen sie nicht mehr finden. Nur der Sanifaire Code kann sie aus dem Krimi-Thriller „The Da Vinci Code“ befreien, in dem sie seit 15 Jahren feststecken. In ihrer „Da Vinci Code“-Welt müssen sie ständig wilde Verfolgsungsjagden machen, Anagramme deuten und lateinischem Wispern lauschen. Tom hat echt Muskelkater vom ganzen Symbole entziffern und Audrey Wangenkrämpfe vom vielen Lächeln. Sie wollen raus aus der Krimi-Welt in der alles in Gut und Böse eingeteilt ist, und sich endlich im Dazwischen aufhalten. Sie wollen keine Auflösung mehr. Sie wollen auch nicht mehr die Guten sein. Sie wollen einfach nur an einem Rastplatz eine Bratwurst essen und Filterkaffee trinken. Und dafür brauchen sie diesen Code. Und derjenige der diesen Sanifaire-Coupon hat, weiß noch nichts davon. Er sucht gerade verzweifelt nach dem Schlüssel von Manni. Während in der Wohnung nebenan ein Sofakauf über Kleinanzeigen in einer Tragödie endet. „Ich bin doch ein guter Mensch“, flüstert Lola.

 

raststättentheather

raststättentheater ist ein Münchner Theaterkollektiv, das 2018 von Alexandra Martini, Isabel Neander und Jakob Roth gegründet wurde. Ausgangspunkt ihrer selbstbestimmten Arbeit sind subjektive Sehnsüchte, Ängste und Fragen, die sie gesellschaftlich verorten und bearbeiten.  Dabei agieren sie als gleichberechtigte Performer_innen und Autoren_innen, die kollektiv Recherche, Textproduktion und szenische Umsetzung realisieren. Sie wurden für ihre künstlerischen Vorhaben vom Kulturreferat der Stadt München, dem Fonds Darstellende Künste und der Richard Stury Stiftung gefördert, kooperierten mit dem HochX Theater München und waren auf Gastspielen u.a. im Berliner Ringtheater, at.tension Theaterfestival Müritz und dem Rodeo Festival München zu sehen. Seit Februar 2020 haben sie ein Theaterproduktionsbüro am Münchner Hauptbahnhof bezogen.

Veranstaltungsreihe 2022 – Störung

Nach zwei Jahren der Entsagung ist das Institut für Chaos endlich wieder zurück mit einer neuen Veranstaltungsreihe. In diesem Jahr wollen wir uns mit dem Phänomen der Störung auseinandersetzen. Das oft negativ konnotierte Konzept führt uns an die Grenzen der Normalität und erlaubt es uns, einen reflektierenden Blick auf unsere gesellschaftlichen und kulturellen Strukturen zu werfen. Wir fragen nach der Konstitution der Störung und wollen versuchen, zu verstehen, warum manche Dinge als Störung bezeichnet werden und andere nicht. Was drückt das Phänomen der Störung konkret aus? Was wird eigentlich gestört? Sind Störungen ausschließlich negativ zu verstehen? Gemeinsam mit Expert*innen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Fachrichtungen wollen wir diesen Fragen einmal im Monat auf den Grund gehen. 

 

13.05.2022 – Einführung in die Störung – Friedrich Weißbach
17.06.2022 – Black out oder Zurück in die Zukunft – Andrea Messner

15.07.2022 – KrisenGesellschaft – Isette Schumacher

12.08.2022 – Erschöpfung gleich Störung? – Sarah Bernhardt

16.09.2022 – Bitte nicht stören! Gefühle als Herausforderungen des Rechts – Sandra Schnädelbach

11.11.2022 – Bitte stören! Warum ziviler Ungehorsam auf die Nerven gehen darf – Samira Akbarian

09.12.2022 – Wut: Störung oder Chance? – Vivian Knopf